Arathun
Die Stadt der Reiterfürsten
Arathun war eine Stadt, die man schon aus der Ferne hörte. Kein Stein, kein Turm und keine kalten Mauern ragten dort empor – nur der mächtige Rundwall aus Holz und Erde, der wie der Ring eines uralten Kriegers die Siedlung umschloss. Wer das Tor passierte, betrat eine Welt, in der Pferdeherzen und Menschenherzen im gleichen Rhythmus schlugen.
Ein Meer aus Holz, Fell und Sattelgeruch
Innerhalb des Walls breitete sich Arathun wie ein lebendiger Teppich aus: bunte Zelte, rauchgeschwärzte Holzhäuser, weite Stallungen, und überall der Duft von Leder, Feuer und frischem Heu. Die Stadt war niemals still. Pferde wieherten, Hufe klapperten, Händler riefen, und in den Gassen hallte das Lachen der Clans wider.
Arathun atmete Freiheit – eine Freiheit, die man in jedem Schritt spürte, in jeder Melodie, die durch die Lager tanzte.
Der Große Pferdemarkt
In der Mitte lag das blühende Herz der Stadt: der Große Pferdemarkt. Hier wurden die edelsten Tiere der Steppe gehandelt, gezüchtet und bestaunt. Die stolzen Reiterfürsten führten Tiere vor, deren Blutlinien so alt waren wie die Geschichten der Ahnen.
Man erzählte sich, dass manche Pferde in Arathun den Wind selbst herausforderten – und gewannen.
Das Heiligtum der Schamanen
Ein Stück abseits des Trubels lag das Heiligtum der Schamanen. Ein Steinkreis, alt wie die Steppe selbst, bewacht von den Hütern der Ahnen.
Die Feuer dort brannten immer – Tag und Nacht.
Man sagte, die Flammen seien nicht aus Holz, sondern aus Erinnerung gemacht.
Hier murmelten Schamanen ihre Lieder, lasen die Zeichen im Rauch und erzählten von Zeiten, als die Zentauren und Menschen noch Seite an Seite ritten. Wer ein Problem hatte, suchte Rat in den Schatten dieser Steine… und verließ den Kreis selten unverändert.
Die Halle der Sättel
Kein Monument aus Stein – sondern ein gewaltiges Langhaus aus dunklem Holz – war die Halle der Sättel. Dort trafen sich die Clans, um Entscheidungen zu fällen, Bündnisse zu knüpfen und Streit zu schlichten.
Blut tropfte hier so oft auf das Holz wie Met in die Becher, denn keine Abmachung galt als sicher, bis sie von beiden Seiten mit einem Schnitt der Hand besiegelt wurde.
In dieser Halle wurden Helden geboren und Königreiche verhindert.
Der Alltag eines freien Volkes
Arathun lebte nicht – es stürmte.
Überall wetteiferten junge Krieger im Bogenschießen, Reiter jagten im Wettkampf über die Trainingsfelder, und Kinder rannten lachend zwischen den Pferden hindurch, spielten mit Fohlen oder übten sich im kleinen Sattel.
Musik schwebte ständig über der Stadt: Trommeln, Flöten, Saiteninstrumente. In den Nächten erzählten die Ältesten Geschichten unter dem Sternenzelt, während der Duft von gebratenem Fleisch und süßem Met den Wind füllte.
Das schwarze Pferd
Über allem thronte das Symbol Arathuns: das schwarze Pferd.
Es schmückte Banner, Waffen, Sättel – und die Herzen des Volkes.
Es stand für Freiheit, Stärke und das ungezähmte Wesen der Steppe.
Für viele war es mehr als ein Abzeichen. Es war ein Versprechen:
Niemals geknechtet. Niemals auf den Knien. Niemals ohne Wind im Haar.
Die Stadt, die über die Steppe galoppierte
Arathun war nicht nur eine Stadt.
Es war ein Volk im Sattel, ein Herzschlag unter offenem Himmel, eine Welt, die sich nicht einmauern ließ.
Wer Arathun betrat, spürte sofort:
Hier herrschten keine Fürsten aus Stein, sondern die Reiter, die Clans, und der Geist eines Landes, das sich nicht bändigen ließ.
Und wenn der Wind in der Nacht über die Steppe jagte, schworen manche, sie hörten das Echo alter Hufe – das Vermächtnis eines Volkes, das immer weiterreitet
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